Das Messer war eines der ersten Werkzeuge des Menschen und hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Zwar brauchen nur noch einige wenige Gruppen wie Jäger und Fischer den blanken Stahl im ursprünglichen Sinne, doch dafür hat das Messer als Kunst- und Sammel-gegenstand einen wahren Aufschwung erlebt. Ein sehr hochwertig gefertigtes Messer, vielleicht auch ein Custom (Einzelstück), ist wie ein Ausbruch aus der Uniformität billiger industrieller Massenfertigung - es gibt seinem Besitzer das Gefühl, etwas Außergewöhnliches oder sogar Einmaliges zu besitzen.
Viele Menschen verwenden für verschiedenste Aufgaben tagtäglich Messer im Beruf, im Haushalt oder Freizeitbereich, ohne lange darüber nachzu-denken. Für einige erwuchs daraus aber ein Hobby, sei es als Sammler, Konstrukteur, Künstler oder Messermacher. Und nicht wenige machten aus ihrem Hobby letztlich einen Beruf.
Bis auf wenige Ausnahmen ist es in Deutschland nicht verboten Messer zu besitzen. Und ein Messer zu tragen ist nichts verwerfliches, nichts, was automatisch auf Gewaltbereitschaft oder kriminelles Potential schließen lässt. Messer als gefährliche Gegenstände zu ächten, nur weil eine kleine Minderheit sie als Waffen verwendet, ist völlig falsch. Wer als unbescholtener Bürger in der Öffentlichkeit ein Messer bei sich trägt, darf nicht pauschal kriminalisiert werden. Messer waren und sind in erster Linie Werkzeuge!
Anscheinend haben alle unsere Vorfahren Messertragende Mitmenschen überlebt. Und offenbar sind in unserer modernen, eher dienstleistungs-orientierten und urban geprägten Gesellschaft einige Traditionen verloren gegangen bzw. wurden durch andere abgelöst. Früher war es z.B. eine Selbstverständlichkeit, dass ein Mann auf der Straße einen Hut trägt. In Deutschland begann der Untergang des Hutes als Teil der alltäglichen Kleidung in den 1960er Jahren. Klassische Hüte aus Filz werden heute fast nur noch von älteren Herrschaften getragen. Genauso erging es dem Stofftaschentuch und dem Taschenmesser. Anscheinend haben Handy, mp3-Player und Coffee-To-Go diese Dinge mittlerweile abgelöst.
Ich trage i.d.R. ein Basecap auf dem Kopf, habe ein BlackBerry-Handy bei mir und ein funktionales Klappmesser in der Hosentasche. Also bin ich ein wohl so eine Art moderner konservativer Typ…
Warum sammelt / trägt man Messer?
1. Es ist einfach praktisch. Wenn ich privat oder auf der Arbeit Verpackungen öffnen, Schnüre und Riemen durchschneiden möchte, verwende ich lieber ein Messer, bevor ich mit den Zähnen am Plastik zerre. Wenn ich handwerkliche Tätigkeiten ausübe, möchte ich nicht erst ewig nach einem Schneidwerkzeug suchen, sondern nehme das Messer, das ich in der Hosentasche habe. Und unterwegs schneide ich meine Salami bevorzugt in ordentliche Scheiben, statt die Wurst wie ein Tier zu zerfleischen.
2. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man in einem Notfall ein Werkzeug bei sich hat, um beispielsweise eine Autoscheibe einschlagen und einen Sicherheitsgurt durchtrennen zu können, um sich oder eine andere Person aus einem brennenden Auto befreien zu können.
Taschenmesser sind in vielen Situationen eine nützliches Werkzeug
Al Hill, Holzfäller aus den USA, wollte eigentlich nur seiner Arbeit nachgehen und einen Baum fällen. Unglücklicherweise fiel dieser auf sein Bein, und er konnte sich nicht selbst befreien. Doch nach zehn Stunden ohne Hilfe, griff der mutige Mann zum Taschenmesser.
Nachdem er fast elf Stunden unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt war, hat ein 66-jähriger Kalifornier mit einem Taschenmesser sein eigenes Bein amputiert. Al Hill wurde beim Holzfällen nahe der Big-Dipper-Mine bei Iowa Hill von einem umstürzenden Baum getroffen, wie die örtliche Feuerwehr am Mittwoch mitteilte. Er sah schließlich keinen anderen Ausweg als die Amputation, um sein Leben zu retten.
Ein Nachbar, der Hills Hilferufe schließlich hörte, musste drei Kilometer weit laufen, bevor er in dieser abgelegenen Gegend endlich ein Signal auf seinem Mobiltelefon erhielt. Erst dann konnte ein Hubschrauber organisiert werden, der den Schwerverletzten in ein Krankenhaus brachte.
Iowa Hill liegt rund 100 Kilometer nordöstlich von Sacramento in einem Waldgebiet. Die Häuser der etwa 200 Einwohner sind nicht einmal ans nationale Elektrizitätsnetz angeschlossen.
3. Echte Männer brauchen naturgemäß immer irgendetwas zum Spielen. Messer sind ein ideales Objekt, um diesen Spieltrieb zu erfüllen. Als Messermacher, egal ob Hobby oder professionell, arbeitet man mit den unterschiedlichsten Materialien und Werkzeugen. Als Anwender kann man beliebig lange nach dem idealen Messer suchen. Als Sammler kann man sich mit den unterschiedlichen Messertypen, der Geschichte, den Materialien, dem Handwerk beschäftigen. Im Gegensatz zum Sammeln von Bierdeckeln, Briefmarken, Spielzeugautos und Barbiepuppen haben Messer als Sammlerobjekt noch den Charme, dass man sie auch im Alltag praktisch verwenden kann.
4. Es macht (mir) einfach Spaß, ein teures Messer zu tragen und zu verwenden. Genauso wie es Spaß macht, eine ROLEX Daytona zu tragen, das neueste High-Tech-Handy zu benutzen und in der Stadt einen Geländewagen zu fahren. So wie es einer Frau Spaß macht, schönen Schmuck, Designerkleidung und teure Handtaschen zu tragen.
Natürlich könnte man viele Schneidarbeiten auch mit einem kleinen Schweizer Taschenmesser erledigen. Eine billige Quarzuhr vom Grabbeltisch zeigt die Zeit u.U. sogar genauer als eine teure goldene Uhr. Um in der Stadt von A nach B zu kommen braucht es keinen SUV, ein kleiner Zweisitzer wäre ausreichend. Wer braucht privat wirklich ein Handy - es ging früher auch ohne. Apropos "Brauchen": Wer entscheidet eigentlich, was wir brauchen? Vor allem dann, wenn es niemand anderem schadet. Ein gutes Messer ist länger scharf, schneidet präziser, fühlt sich besser an und vermittelt ein Gefühl der Wertigkeit.
5. Die Kunst und das Handwerk. Mich persönlich interessiert und fasziniert am Thema Messer auch das Handwerk des Konstrukteurs, des Messermachers und des veredelnden Künstlers, die technische Umsetzung und die Materialkunde. Im Forum wird über Toleranzen, Liner, Stahlsorten und so weiter diskutiert. Es werden ständig neue Materialien im Messerbau ausprobiert, neue Ideen zur Mechanik entwickelt und gefertigt. Die Beschäftigung mit einem alten Handwerk und mit der zeitgemäßen Umsetzung kann faszinieren. Selbst dann, wenn man, wie ich und wohl die meisten Messerliebhaber, selbst keine Messer baut. 6. Und ja, liebe Messer-Kritiker, vielleicht könnte ein Messer, dass man aus legitimen „sozialadäquaten Gründen“ als Werkzeug bei sich trägt, irgendwann auch als Waffe benutzt ein Leben retten, wenn vielleicht ein durchgeknallter Hund auf einem Spielplatz das Lebens eines Kindes bedroht o.ä.
Warum Klappmesser mit Einhandbedienung u. feststellbarer Klinge?
Klappmesser (Folder) als sog. EveryDayCarry sind grundsätzlich praktischer als ein Messer mit feststehender Klinge (Fixed). Sie lassen sich zusammen-geklappt mittels Clip problemlos in der Hosentasche tragen. Schließlich tragen die meisten Menschen auch lieber ein kompaktes (Klapp-)Handy bei sich.
Auch die Möglichkeit der Einhandbedienung ist praktisch, wenn man z.B. bei handwerklichen Arbeiten nicht beide Hände frei hat, um das Messer mittels Nagelhieb zu öffnen. Diese Art Messer wurden übrigens ursprünglich für Versehrte erfunden, die nur eine Hand zur Verfügung hatten.
Sich feststellende Klingen senken das Verletzungsrisiko erheblich, da die Klinge beim Hantieren nicht unvermittelt einklappen und so dem Benutzer schwere Verletzungen an den Fingern zufügen kann.
Klappmesser mit Einhandbedienung und Klingenarretierung sind aus meiner Sammlersicht einfach interessanter, da sie in der Realisierung technisch sehr viel anspruchsvoller sind als feststehende Messer.
Im übrigen: Diese Art Messer sind auch nicht gefährlicher als ein Fleisch- oder Brotmesser, das nicht erst aufgeklappt werden muss und eine 2-3x längere Klinge hat. Auch andere harmlose Dinge des täglichen Lebens wie ein Schraubendreher, ein Cutter, ein Kugelschreiber oder selbst ein Essstäbchen können im Ernstfall zu einer gefährlichen Stichwaffe „mutieren“. Trotzdem käme nie jemand ernsthaft auf die Idee, für diese Dinge ein Trageverbot zu fordern.
Essstäbchen aus Kopf entfernt
Donnerstag, 07. Januar 2010, 11:50 Uhr (www.bild.de) Chinesische Ärzte haben erfolgreich ein Essstäbchen aus dem Gehirn eines 14 Monate alten Jungen entfernt. Der kleine Li aus der ostchinesischen Provinz Shandong spielte Ende Dezember mit den Stäbchen, während seine Mutter in der Küche den Abwasch erledigte. Als das Kind hinfiel, bohrte sich eines der Stäbchen durch seine Nase in den Kopf. Weil die Ärzte im örtlichen Krankenhaus ihm nicht helfen konnten, fuhren Lis Eltern mit ihm zehn Stunden im Auto nach Peking. Als die Familie im Bo-Ai-Krankenhaus in der Hauptstadt ankam, hatte der Junge hohes Fieber und einen unregelmäßigen Herzschlag, wie das Krankenhaus mitteilte. Chirurgen hätten das Stäbchen, das sich vier Millimeter in Lis Gehirn gebohrt hatte, ohne größere Komplikationen entfernt. Li könne voraussichtlich in etwa einer Woche wieder nach Hause.