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Selbstverteidigung als Strategie gegen Angst
Gewisse Ängste sind real und lassen sich nicht „wegreden“. Wer in einer unsicheren Gegend wohnt und nachts auf die Straße muss, wird durch Angst zu vorsichtigem und vernünftigem Verhalten angeregt. Übermäßige Angst kann jedoch behindern. Grundkenntnisse in Selbstverteidigung sorgen dafür, dass reale Ängste auf einem gesunden Niveau bleiben. Selbstverteidigungsfähigkeiten erleichtern es auch Menschen mit generalisierter Angst oder mit geringem Selbstvertrauen, entspannter durchs Leben zu gehen. Wenn Sie die folgenden Anregungen beherzigen, verschaffen Sie sich eine zusätzliche Portion Selbstsicherheit.
Gefahren vermeiden
Grundlagen der Selbstverteidigung sind der Wille zur Selbstbehauptung und vernünftige Vorsichtsmaßnahmen. Die beste Selbstverteidigung ist die Kunst, brenzligen Situationen von vornherein aus dem Weg zu gehen. Sollte es dennoch unverschuldet dazu kommen, können Sie mit bestem Gewissen in dem Bewusstsein handeln, 100% im Recht zu sein. So mobilisieren Sie Ihre ganze Kraft und sonstigen Fähigkeiten.
Rechtsbewusstsein stärken
Die Gewissheit, moralisch im Recht zu sein, ist eine starke psychologische Waffe. Führen Sie sich vor Augen, was Sie alles bei einer Auseinander-setzung verlieren könnten (Kinder, Ehepartner, Gesundheit, Lebens-qualität). Machen Sie sich bewusst, was es bedeuten würde, dauerhaft behindert oder tot zu sein. Entfachen Sie in sich Wut und “Überlebens-willen“. Überwinden Sie eventuelle Hemmungen körperliche Gewalt anzuwenden.
Körperliche und geistige Fitness stärken
Eine gute körperliche Fitness stärkt das Selbstbewusstsein. Sie werden in allem schneller und können Energien rascher mobilisieren. Damit allein sind Sie schon solchen Angreifern überlegen, die gestresst sind oder unter Drogen stehen und deshalb verlangsamt und unkoordiniert handeln.
Optimal wäre es, regelmäßig in einem Kampfsportverein zu trainieren. Wechseln Sie möglichst häufig die Trainingspartner, um sich auf unterschiedliche Menschen einzustellen.
Schreien Sie zwischendurch übungshalber, wenn es möglich ist (z.B. beim Auto fahren oder wenn Sie weit und breit allein sind). Legen Sie Ihre Schlaghemmung ab, indem Sie zu Hause auf einen Sandsack, eine Matratze oder auf ein Kissen einschlagen (möglichst mit lauter Stimme).
Trainieren Sie auch Ihre geistige Fitness in Bezug auf Bedrohungen, indem Sie sich spielerisch zwischendurch vorstellen, Sie seien Mitglied eines Sicherheitsdienstes, das potenzielle Gefahrenquellen erkennen und diese entschärfen muss.
Vorbeugung
Lassen Sie Dinge zu Hause, die Sie nicht verlieren möchten.
Führen Sie nur die nötigen Ausweise bei sich; trennen Sie Ausweise und Wohnungsschlüssel.
Teilen Sie Bargeld auf verschiedene Taschen auf. Eine Brieftasche gehört nie in die Gesäßtasche. Händigen Sie notfalls einen Teilbetrag freiwillig aus. Tragen Sie auf Reisen Bargeld in einem separaten Geldgürtel oder Brust-beutel unter Ihrer Kleidung, benutzen Sie verschließbare Innentaschen.
Lernen Sie die Telefonnummer auswendig, unter der Sie Kreditkarten sofort telefonisch sperren lassen können.
Erhöhen Sie ihre Aufmerksamkeit in klassischen Gefahrensituationen, wie Flughäfen, Bahnhöfen, Parkplätzen, Bushaltestellen, Parkhäusern, Park-anlagen, Flussufern, Baustellen, Rotlichtbezirken, Drogenmilieu, Bars und Kneipen. Lassen Sie sich als Frau in den genannten Gegenden möglichst immer begleiten.
Gönnen Sie sich ein Taxi, das Sie schon von zu Hause oder vom Restaurant aus bestellen und nicht erst unterwegs suchen. Holen Sie schon im Auto den Hausschlüssel aus der Tasche (um nicht vor der Haustür wühlen zu müssen). Bitten Sie den Taxifahrer zu warten, bis Sie das Haus betreten haben.
Orientieren Sie sich vorab über die Abfahrtszeiten öffentlicher Verkehrs-mittel, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden.
Führen Sie ein Handy bei sich. Tragen Sie Gepäck immer auf der verkehrsabgewandten Seite.
Tragen Sie Riemen von Umhängetaschen schräg über dem Oberkörper.
Verzichten Sie als Frau auf aufreizende Bekleidung und behängen Sie sich nicht unnötig mit Schmuck.
Wählen Sie Kleidungsstücke, die Sie in der Bewegungsfreiheit nicht behindern und nicht gegen Sie selbst eingesetzt werden können (wie etwa ein Schal oder eine Krawatte zum Würgen).
Tragen Sie auch im Hochsommer immer feste Schuhe (zum Rennen oder Zutreten).
Informieren Sie sich schon zu Hause über die Wegstrecke, um unterwegs nicht auffällig mit Straßenkarten hantieren zu müssen.
Seien Sie immer pünktlich, damit schnell bemerkt wird, wenn etwas nicht stimmt.
Tragen Sie eine Trillerpfeife, eine Taschenlampe mit Blendwirkung oder einen Spazierstock bei sich. Auch das Mitführen kommerzieller Verteidigungsmittel (Reizgas, Schrill-alarm) hilft, die "Opferausstrahlung" zu verringern. Berücksichtigen Sie dabei aber, dass Waffen auch gegen Sie selbst gerichtet werden könnten.
Setzen Sie sich in Zügen in keine leeren oder nur mit einer Person besetzten Abteile.
Halten Sie sich in Bussen und Straßenbahnen in der Nähe des Fahrers, der Tür oder anderer Fahrgäste auf. Wechseln Sie den Platz, wenn Sie jemand belästigt. Protestieren Sie laut und beschweren Sie sich notfalls beim Personal.
Installieren Sie zu Hause eine Außenlichtanlage mit Bewegungsmelder.
Versehen Sie Türen mit einer stabilen Sicherheitskette und hochwertigen Schlössern mit Schutzbeschlag. Bringen Sie abschließbare Fenstergriffe an.
Lassen Sie sich die Identität unbekannter Personen telefonisch bestätigen. Begegnen Sie Leuten mit Vorsicht, die Sie "nur um einen Gefallen bitten".
Setzen Sie als alleinlebende Frau nur den Anfangsbuchstaben Ihres Vornamens ins Telefonbuch bzw. auf Klingel- oder Briefkastenschild.
Geben Sie auf Gepäckanhängern nicht Ihre Privat-, sondern die Adresse Ihrer Arbeitsstelle an.
Abstand halten
Wechseln Sie rechtzeitig auf die andere Straßenseite, wenn Ihnen jemand folgt oder Sie an eine unübersichtliche Wegbiegung gelangen.
Nehmen Sie in Kurven immer die besser überschaubare Außenseite. Gehen Sie auf Landstraßen immer links, um den entgegenkommenden Verkehr beobachten zu können. Bewegen Sie sich notfalls auf der Straßenmitte, wenn Wald oder Hecken die Straßen säumen.
Wahren Sie bei engerem Kontakt zu einer bedrohend wirkenden Person immer mindestens zwei Armlängen Abstand. Bewegen Sie sich zurück, wenn der andere auf Sie zukommt. Bringen Sie Hindernisse zwischen sich und den Angreifer (wie Mülltonne, Feuerlöscher - die Sie auch als Waffen nutzen können). Seien Sie einfallsreich. Prüfen Sie in unsicheren Situationen routinemäßig alle Fluchtmöglichkeiten.
Sichere Autofahrten
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Auto immer ausreichend betankt und gut gewartet ist, dann haben Sie nachts oder in einsamen Gegenden keine Pannen zu befürchten. Besuchen Sie vorsorglich einen Pannenkurs. Warten Sie bei Pannen im Inneren des Autos (Türen verriegelt, Warnblinkanlage eigeschaltet). Fahren Sie notfalls mit Plattfuss weiter, Leben und Gesundheit sind wertvoller als eine kaputte Felge.
Führen Sie bei Autofahrten ein Handy, eine schwere Taschenlampe und ein Rettungsmesser griffbereit mit sich.
Nähern Sie sich Ihrem geparkten Auto in einem Winkel von 45 Grad und mit bereits griffbereitem Schlüssel, wenn Sie dies in einer unsicheren Gegend abgestellt haben. Bücken Sie sich kurz und überprüfen Sie, ob Sie auf der anderen Seite des Wagens Füße sehen. Werfen Sie vor dem Einsteigen einen Blick auf den Rücksitz.
Verriegeln Sie immer das Auto von innen.
Verwahren Sie Wertgegenstände von außen nicht sichtbar im Kofferraum oder unter den Sitzen.
Fahren Sie nie auf ein Auto so nahe auf, dass Sie im Notfall nicht mehr zur Seite ausscheren können. Halten Sie Abstand in alle Richtungen.
Verzichten Sie im Straßenverkehr auf Aggressionen (Hupen, "Mittelfinger zeigen"), auch wenn es schwer fällt.
Fahren Sie lieber bis zur nächsten Tankstelle, wenn Ihnen jemand gestikulierend einen Schaden am Wagen andeutet.
Werden Sie am Steuer bedroht, rammen Sie zur Not ein anderes Fahrzeug (dessen Fahrer wird sicher die Polizei rufen).
Selbstvertrauen ausstrahlen, wachsam und unberechenbar bleiben
Gehen Sie immer erhobenen Hauptes und strahlen Sie Selbstsicherheit, Ruhe und Konzentration aus. Erwecken Sie nicht den Eindruck eines "leichten Opfers".
Trainieren Sie beim Gehen Ihr Wahrnehmungsvermögen, indem Sie laufend Ihre Umwelt analysieren (Warum ist der Mann da so in Eile? Warum ist das Auto beschädigt? Verhalten Sie sich wie der Personenschützer einer anderen Person, für die Sie verantwortlich sind.
Zögern Sie bei einem Angriff nicht, etwas Unerwartetes zu tun, um den Täter zu irritieren bzw. zur Vernunft zu bringen. Werfen Sie z.B. einen Gegenstand durch die nächste Fensterscheibe. Tun Sie immer etwas Unerwartetes oder Ungewöhnliches. Bringen Sie ggf. Gefühle ins Spiel, indem Sie beispielsweise einen Herzanfall vortäuschen und den Angreifer bitten, einen Krankenwagen zu rufen. Machen Sie sich größer, indem Sie sich auf Bordsteinkanten oder Treppen stellen. Schreien Sie den anderen durchdringend und so aggressiv wie möglich an ("STOPP!").
Holen Sie sich Unterstützung
Isolieren Sie sich nie, wenn Sie sich verfolgt glauben. Mischen Sie sich unter eine Menschenmenge. Betreten Sie eine Bar, ein Restaurant o.ä. Bleiben Sie unbedingt mit anderen Personen zusammen. Fordern Sie Umstehende konkret auf, Ihnen zu helfen.
Vermeiden Sie Konfrontationen
Lassen Sie sich nicht in eine provozierende Unterhaltung verwickeln. Gehen Sie nicht darauf ein, starren Sie nicht zurück. Bleiben Sie freundlich. Lächeln Sie. Entgegnen Sie verwundert mit „Wie bitte?“ „Tut mir leid, ich habe Sie mit jemandem verwechselt.“ Lenken Sie in einen entspannten Dialog über. Laden Sie den anderen ein, sich hinzusetzen („Lassen Sie uns das doch im Sitzen besprechen.“) Bewegen Sie sich nur langsam, wenn sie mit dem Angreifer reden. Gehen Sie nicht demonstrativ in Kampfstellung und fuchteln Sie nicht hektisch mit Armen und Beinen herum. Geben Sie Erklärungen, statt zu drohen („Jungs, ihr seid einfach zu laut, meine Mutter kann nicht schlafen“ statt „Haltet´s Maul und haut ab“). Werden Sie nie laut und berühren Sie einen potenziellen Angreifer nicht. Bringen Sie den Angreifer dazu, Sie als „menschliches Wesen“ wahrzunehmen und nicht als „Opfer“, indem Sie detailliert von Ihren gesundheitlichen Problemen oder von Nöten in Ihrer Familie erzählen.
Setzen Sie Grenzen und reagieren Sie blitzschnel und ohne Vorwarnungl, wenn diese überschritten werden
Rufen Sie laut "STOPP!", wenn sich ein Angreifer immer weiter nähert, um auch die Aufmerksamkeit anderer auf das Geschehen zu lenken. Dies sind Ihre späteren Zeugen im Falle eines gerichtlichen Nachspiels. Geben Sie unmissverständliche und entschiedene Anweisungen („Finger weg!“ „Stecken Sie das Messer weg!“ „Bleiben Sie, wo Sie stehen!“ „Hören Sie sofort auf, mich weiter zu belästigen.“). Unterstreichen Sie Ihre Worte, indem Sie Ihre Handflächen in Brusthöhe nach vorne richten (Das Zeigen der „unbewaffneten Hände“ wirkt oft beschwichtigend, zugleich können Sie so Schläge abfangen).
Verzichten Sie auf sinnlose Drohungen („Ich mach Dich zum Krüppel“), da solche Aussagen später gegen Sie verwandt werden können. Lassen Sie den anderen sein Gesicht wahren und eröffnen Sie ihm einen akzeptablen Ausweg („Wir regen uns ja alle mal auf, lassen Sie uns die Sache vergessen“). Setzen Sie sofort andere Mittel ein, wenn der Angreifer die gesetzten Grenzen überschreitet. Behalten Sie immer die Beherrschung.
Wehren Sie sich mit allem, was Ihnen zur Verfügung steht
Nachgeben / aufgeben schützt keineswegs sicher vor Verletzungen. Wehren Sie sich mit allem, was Sie zur Hand haben (Parfümzerstäuber, Deodorant, Haarspray, Kugelschreiber, Schlüsselbund, zusammengerollte Zeitung, Konservendosen aus der Einkaufstasche, Aschenbecher, Sand, ...).
Atmen Sie aus - verbunden mit einem kräftigen Schrei („JAAAA!!!“) -, während Sie entschlossen zuschlagen. Decken Sie den anderen mit Schlägen und Tritten ein und bewegen Sie sich dabei kontinuierlich in seine Richtung. Führen Sie alle Verteidigungs- und Angriffsbewegungen schnell und überraschend durch, um den anderen aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Versuchen Sie bei allem die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren. So darf ein bereits hilflos am Boden liegender Angreifer nicht weiter getreten oder geschlagen werden.
Den ganzen Körper als Waffe nutzen
Sie sind niemals unbewaffnet, da Ihr Körper eine mächtige Waffe ist. Mit Ihren Zähnen können Sie zubeißen (in die Ohren, den Hals, die Hände). Ihren Schädel können Sie in das Gesicht des anderen rammen (z.B. wenn Sie von hinten festgehalten werden). Mit den Fingern können Sie in die Augen stechen, mit beiden Daumen in die Augen des Angreifers drücken, dessen Gesicht zerkratzen, an seinen Haaren ziehen, einen „Genickhebel“ ausführen. Handkantenschläge gegen Kehle („Adamsapfel“) oder Hals setzen oft den anderen außer Gefecht und können sogar tödlich sein. Mit den Beinen können Sie treten (seitlich gegen Knie das, Schienbein oder in die Geschlechtsteile des Angreifers). Wenn Sie Ihr Knie seitlich in den mittleren Oberschenkel des Angreifers rammen, ist der dortige Muskel oft wie gelähmt („totes Bein“). Ziehen Sie bei Tritten immer rasch das Bein zurück, um das Gleichgewicht zu halten. Ihren Ellenbogen können Sie in den Magen oder unter das Kinn des Angreifers rammen. Besonders empfindliche Körperstellen des Angreifers sind: Hoden, Augen, die Nase, der Kehlkopf, die Trommelfelle (bei einem „Pressluftschlag“ mit beiden Handballen auf beide Ohren), der Bauch; bei Frauen: Brüste und Scheide).
Üben Sie die entsprechenden Bewegungsabläufe, Tritte und Schläge mit einem/r PartnerIn, die gut gepolsterte Angriffsflächen bietet (z.B. eingerollte Wolldecken, dicke Kissen). Rollen Sie bei Faustschlägen die Finger bis zu den Knöcheln ein und halten Sie dabei den Daumen abgewinkelt seitlich neben den Fingern (auf keinen Fall den Daumen umfassen!).